Frühjahrsmüdigkeit oder Frühjahrs-Depression?

Die Tage werden länger, draußen scheint die Sonne, die Frühlingsblumen blühen um die Wette und die Menschen treibt es gut gelaunt und beschwingt ins Freie. Frühling ist doch etwas Wunderbares Doch leider stimmt das nicht für alle Menschen. Manche Personen bekommen im Frühling Depressionen oder vorhandene Depressionen verstärken sich.

Dass der Herbst und die Wintermonate auf die Stimmung drücken, ist allgemein bekannt. Die Dunkelheit, das kalte feuchte Wetter und der Vitamin-D-Mangel durch zu wenig Sonnenlicht sorgen für ein Stimmungstief. Doch wie sieht es mit dem Frühling aus? Da müssten die Depressionen doch besser werden! Leider ist das häufig nicht der Fall. Gerade im Frühjahr steigt jedes Jahr die Zahl der akuten Depressionen an. Statistiken belegen, dass die Selbstmordrate in den Frühlingsmonaten ansteigt und erst im Sommer wieder abflacht. Woran liegt das?

Vitamin-D-Mangel

Nach der Winterzeit mit wenig Sonnenlicht sind unsere Vitamin-D-Vorräte aufgebraucht. Vitamin-D wird nicht nur für die Knochen und das Immunsystem gebraucht, es hat auch positive Wirkung auf die Psyche. Inzwischen weiß man, dass Vitamin-D-Gaben im Winter einen positiven Einfluss auf Depressionen haben können, besonders auf die sogenannte saisonale Depression. Da im Frühling unsere Vitamin-D-Depots leer sind, ist es wichtig, diese wieder aufzufüllen. Dies kann durch tägliche Spaziergänge oder kurze Sonnenbäder geschehen. Schon 15 Minuten täglich in der Sonne, mit unbedeckten Händen und bloßem Kopf, sind ausreichend um unseren Vitamin-D-Vorrat langsam wieder aufzufüllen. Wer es nicht schafft, rauszugehen oder erst abends Zeit hat, kann sich mit einer Tageslichtlampe behelfen. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, ein hochwertiges Vitamin-D-Präparat einzunehmen, um den Vitamin-D-Spiegel schneller anzuheben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker darüber.

Melatonin-Überschuß

Bei Dunkelheit bildet unser Körper das Schlafhormon Melatonin. Das ist sinnvoll, denn schließlich wollen wir nachts schlafen. Im Winter wird durch die kurzen Tage und das wenige Sonnenlicht mehr Melatonin gebildet als im Sommer. Wenn der Frühling kommt und die Tage länger werden, braucht der Körper eine gewisse Zeit, um sich auf die veränderten Lichtverhältnisse einzustellen. Das dauert in der Regel 2-4 Wochen. In dieser Zeit wird immer noch relativ viel Melatonin gebildet. Wir fühlen uns müde und schlapp. Melatonin fördert aber nicht nur den Schlaf, ein Zuviel an Melatonin begünstigt auch Depressionen. Daher ist es zwar wichtig ausreichend, aber auch nicht zu viel zu schlafen, da sonst der Melatoninspiegel im Körper ansteigt.

Unterschied zwischen Innen- und Außenwelt

Für depressive Personen bedeutet der Frühling oft die schlimmste Zeit. Im Winter kann man sich leicht zu Hause verstecken. Das ist gesellschaftlich anerkannt, denn der Winter ist die Zeit des Rückzugs. „Ich habe keine Lust rauszugehen. Es ist so kalt und feucht, da mache ich es mir lieber bei einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich.“ Auf diese Aussage bekommt man oft bestätigende Antworten: „Ja, du hast recht! Bei dem Wetter bleibe ich auch am liebsten zu Hause!“

Im Frühjahr sieht man dann die vitalen, unternehmungslustigen Menschen, die gutgelaunt ins Freie streben und die Frühlingsstimmung genießen. Wenn man jetzt eine Einladung ausschlägt, heißt es: „Komm doch mit! Das wird dir gut tun! Du kannst doch nicht immer zu Hause bleiben! Geh mal an die frische Luft und du wirst sehen, es geht dir gleich besser!“ Wie soll man den Leuten mit den gut gemeinten Ratschlägen klar machen, dass es im eigenen Inneren gar nicht hell und bunt und fröhlich aussieht? Die Seele ist grau und hoffnungslos, der Antrieb liegt am Boden und weigert sich in Gang zu kommen. Alles, selbst die einfachste Tätigkeit, ist unendlich schwer! Die frühlingshafte Außenwelt und die dunkelschwere Innenwelt stehen in einem heftigen Kontrast. Da sind Depressionen noch viel schwerer auszuhalten als sonst. Angesichts der frohen Aufbruchstimmung ringsherum wird der Leidensdruck noch stärker und absolute Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Manche/r denkt dann: „Wenn es mir jetzt im Frühling so schlecht geht, dann kann mit keiner mehr helfen!“

Unterschied Frühjahrsdepression und Frühjahrsmüdigkeit

Ich bin müde und schlapp. Leide ich nun unter Frühjahrsmüdigkeit oder habe ich eine Frühjahrsdepression? Manchmal ist das nicht so leicht zu unterscheiden. Es gibt jedoch verschiedene Anhaltspunkte. Die Frühjahrsmüdigkeit kommt daher, dass sich der Körper an die veränderten Licht- und Temperaturverhältnisse anpassen muss. Auch der niedrige Vitamin-D-Spiegel spielt hier eine Rolle. Eine Frühjahrsmüdigkeit ist in der Regel nach 2-4 Wochen vorbei. Eine Frühjahrsdepression hält länger an.

Symptome der Frühjahrsmüdigkeit

– Müdigkeit
– geringere Leistungsfähigkeit
– Gereiztheit
Kopf- und Gliederschmerzen
– Wetterfühligkeit
– niedriger Blutdruck
– Schwindel

Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit

– Spaziergänge bei Tageslicht oder kurze Sonnenbäder
– ausreichend Schlaf, aber auch nicht zu viel Schlaf, denn zu viel Schlaf führt zu gesteigerter Müdigkeit
– Ausreichend trinken (1,5 – 2 l am Tag). Flüssigkeitsmangel führt ebenfalls zu Müdigkeit und kann Kopfschmerzen auslösen.
– Frisches Obst und Gemüse essen, um den Bedarf des Körpers an Vitaminen und Mineralstoffen zu decken.
– Wechselduschen über Arme und Beine in Richtung Herz regen den Kreislauf an.

Symptome einer Frühjahrsdepression

– Antriebsarmut
– Interesselosigkeit
– Freudlosigkeit
– Hoffnungslosigkeit
– Gefühl von Wertlosigkeit
– Verzweiflung
– Schuldgefühle
– Schlafstörungen
Es müssen nicht alle Symptome vorliegen und es können auch weitere Symptome dazu kommen.

Tipps gegen Frühjahrsdepression

– Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder einem Therapeuten, wenn bei Ihnen die Symptome einer Depression vorliegen.
– Eine psychotherapeutische Behandlung kann Sie dabei unterstützen, mit der Depression zurecht zu kommen. Je früher die Therapie beginnt, umso höher sind die Chancen auf eine Heilung. Warten Sie nicht, bis aus der akuten eine chronische Depression geworden ist!
– Die Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit können Sie auch bei einer Depression umsetzen. Jedoch reichen diese Maßnahmen alleine nicht aus, um eine Depression erfolgreich zu behandeln. Oft zeigen diese Maßnahmen keine direkte Wirkung auf die Depression. Dies ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass Sie unter einer Depression und nicht unter Frühjahrsmüdigkeit leiden.

Ich wünsche allen eine schöne Frühlingszeit und hoffe, dass Sie diese unbeschwert genießen können!
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Heilpraktikerin Martina Gehrlein