Sterbebegleiter- Ein seltsames Ehrenamt?
Wenn irgendwo die Sprache auf gesellschaftliches Engagement kommt und ich erzähle, dass ich ehrenamtlich als Sterbebegleiterin für die Ökumenische Hospizinitiative Ludwigsburg tätig bin, sehe ich meist in betroffene Gesichter. Die häufigste Reaktion ist: „Das könnte ich nicht!“
Wie kam ich dazu dieses, zugegebenermaßen nicht gerade alltägliche, Ehrenamt auszuüben? Ich hatte den Aufruf, dass Sterbebegleiter gesucht werden und zur Einführung ein umfangreicher Kurs geboten wird, in der Tageszeitung gelesen. Ich hatte schon mehrere Familienmitglieder beim Sterben begleitet und diese letzte gemeinsame Zeit als sehr bereichernd empfunden. Schon damals kam mir der Gedanke, dass es viele Menschen gibt, die ganz alleine sterben und das fand ich sehr traurig. Und so sprach mich der Aufruf sofort an und ich meldete mich zu dem Kurs an.
Dieser Vorbereitungskurs war eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben für mich gemacht habe! Ich lernte viele tolle Menschen kennen, mit denen ich mich heute noch regelmäßig treffe und mit denen ich mich sehr verbunden fühle. Ich lernte sehr viel über das Leben, das Sterben und vor allem über mich selbst. Dieser Kurs hat mich in meiner geistigen Entwicklung so viel weitergebracht! Mit dem Bewusstsein der eigenen Endlichkeit, schätze ich das Leben umso mehr. Ich überlege sehr viel mehr, was ich mit der Zeit, die mir noch bleibt, anfangen möchte. Was ist mir wichtig? Was will ich und was nicht? Was will ich unbedingt noch erleben? Dann verschiebe ich es nicht auf eine unbestimmte Zeit, wenn mal alles passt, was dann nie eintreten wird.
Die Begleitungen von schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen, sind für mich nicht deprimierend. Ich schenke den Menschen einen Teil des wertvollsten Gutes, das ich habe. Ich schenke ihnen von meiner Zeit. Und ich bekomme in meinen Begleitungen so viel zurück! Tolle Begegnungen, interessante Gespräche, ein Lächeln und innere Ruhe. Sehr viel innere Ruhe. Für mich ist die Arbeit als Sterbebegleiterin sehr erfüllend. Ja, manchmal ist es auch schwierig und manches ist schwer auszuhalten, doch dann habe ich unsere tolle Hospizgemeinschaft und ein hervorragendes Team von Koordinatorinnen, die mich auffangen. Regelmäßige Gruppenabende, Supervisionen und Fortbildungen stärken unsere Gemeinschaft und geben uns Sicherheit.
Muss man besonders christlich sein, um bei der Ökumenischen Hospizinitiative mitzuarbeiten? Nein! Uns verbindet Menschlichkeit und das Ja zum Leben, egal ob Christ, Muslim oder einer anderen Glaubensgemeinschaft zugehörig oder auch gar keiner.
Ökumenische Hospizinitiative Ludwigsburg
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