Meine Heilpflanze des Monats April 2022

Das Gänseblümchen (Bellis perennis)

Andere Namen: Maßliebchen, Tausendschön, Marienblümchen, Angerbleamerl, Margritli
Blütezeit: vom Vorfrühling bis in den Spätherbst
Ernte: Man kann Gänseblümchen während der gesamten Blütezeit ernten. Den höchsten Wirkstoffgehalt haben sie allerdings um den Johannistag (24.Juni) herum, wenn die Pflanze den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht hat. Man sollte die Pflanzen nur bei schönem Wetter sammeln, wenn ihre Blüten voll geöffnet sind.
Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter
Wichtige Inhaltsstoffe: Saponine, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Spuren von ätherischem Öl
Wirkung: stoffwechselanregend, harntreibend, adstringierend, entzündungshemmend, schleimlösend, entkrampfend
Mögliche Anwendungsgebiete: zur „Blutreinigung“, Appetitanregung, Magen-, Galle-, Leber- und Hautleiden, Husten, Verletzungen
Zubereitungen: Tee, Tinkturen, Hydrolat (Pflanzenwasser), Sirup, Salben, homöopathische Zubereitungen

Wer kennt sie nicht? Die Gänseblümchen, die wie kleine Sonnen aussehen und die uns schon als Kinder große Freude bereitet haben. Ich erinnere mich, dass wir Mädchen Ketten, Armbänder und Krönchen aus den Blümchen geknüpft haben. Bis zum Abend waren die Blüten verwelkt, aber wir fühlten uns einen Nachmittag lang wie Königinnen. Außerdem dienten uns die Blütenblätter für Abzählspiele wie „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“. Noch heute erfüllt mich der Anblick von voll erblühten Gänseblümchen mit Freude.

Gänseblümchen begleiten uns fast das ganze Pflanzenjahr hindurch. Im zeitigen Frühjahr verspricht das Gänseblümchen, dass der Frühling bald kommen wird und im späten Herbst erfreut es uns häufig noch, wenn der erste Schnee fällt. Im letzten Jahr sah ich sie sogar im Dezember im Vorgarten meines Frisörs blühen. Gänseblümchen sind Sonnenanbeterinnen. Im Laufe des Tages drehen sie sich von Ost nach West und schließen ihre Blüten in der Nacht.

Ein anderer Name ist Tausendschön und selbst der Botaniker Carl von Linné sah sich wohl verpflichtet, dieser kleinen Schönheit einen besonders schönen wissenschaftlichen Namen zu geben: Bellis perennis. Bellis kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „schön“ und perennis bedeutet „das ganze Jahr hindurch“.

Doch das kleine Gänseblümchen kann noch viel mehr als nur schön aussehen. Es ist ein ausgezeichnetes Wildgemüse, das viel Vitamin C, Eisen und Magnesium enthält. Mit seinem zarten Geschmack passt es gut in Salate, Gemüse- und Kartoffelsuppen, Kräuterquark und Kräuterbutter. Die Blütenknospen können als Kapernersatz eingelegt werden. Kinder freuen sich über ein mit Gänseblümchen belegtes Butterbrot.

In die Schulmedizin hat das Gänseblümchen kaum Eingang gefunden. Die Volks- und Naturheilkunde, sowie die Homöopathie schätzen es jedoch als wirksame Heilpflanze.

Warnhinweis
Gänseblümchen sollten nicht in der Schwangerschaft angewendet werden, da sie die Durchblutung im Becken fördern und Wehen auslösen könnten! Bitte sprechen Sie auch vor Anwendung von homöopathischen Zubereitungen von Bellis perennis mit Ihrem Arzt!

Volksheilkunde
Schon im Altertum und Mittelalter wurden die zerquetschten Blätter auf kleinere Wunden, Schürfwunden, Quetschungen, Verrenkungen und Insektenstiche gelegt. Das Gänseblümchen kann daher unterwegs als Erste-Hilfe-Pflanze angewendet werden. Es wird auch „Arnika der Kinder“ genannt.

In der Volksheilkunde wurde das Gänseblümchen mit seiner zarten Schönheit als stärkendes Mittel für Kinder verwendet. Kräuterpfarrer Johann Künzle empfahl Gänseblümchen als Zutat für jede Kinderteemischung.

Traditionell werden Gänseblümchen äußerlich als Wundheilmittel bei Verletzungen, Quetschungen und Prellungen, sowie bei Insektenstichen eingesetzt. Innerlich, häufig als Tee, Tinktur oder Gänseblümchenwein, nimmt man Bellis perennis als blutreinigende Frühjahrskur, bei Magen-Darm-Beschwerden, gegen Hautleiden wie Juckreiz, Ekzeme, Milchschorf, Neurodermitis und Akne, sowie als Schleimlöser bei Husten. Vorbeugend wird es auch gegen Rheuma, Gicht und Arthritis angewendet.

In der Frauenheilkunde wendet man Bellis perennis bei Senkungsbeschwerden, sowie bei Rissen und Blutungen im Rahmen von Geburten an.

Homöopathische Anwendung
In der Homöopathie wird Bellis perennis bei Blutergüssen, Blutungen, Muskelschmerzen, Rheuma, Hauterkrankungen und in der Frauenheilkunde eingesetzt.

Wirkung auf seelischer Ebene
Das Wesen des Gänseblümchens ist die Bewahrung der kindliche Unschuld und Reinheit. Es versucht sich vor Befleckung zu schützen. Bellis perennis gilt daher auch als Kinderblüte. Aber auch wenn es scheu und verletzlich wirkt, kann es große Kräfte freisetzen, um die Folgen von körperlichen und seelischen Übergriffen zu heilen. Sein anderer Name Maßliebchen drückt aus, dass es in der Liebe Maß hält. Es dosiert die Leidenschaft des Liebesverlangens und dämpft überschießende Potenz. Das Gänseblümchen ist eine wunderbare Hilfe bei allen Arten von seelischen und körperlichen Verletzungen, die durch Gewaltanwendung und durch sexuelle Aggression entstanden sind.

Bellis perennis hilft auch bei seelischen Verletzungen, die mit dem Gefühl einhergehen, dass man ein Unrecht erlitten hat. Auch bei Verletzungen durch Überanstrengung, also wenn man seinem eigenen Körper Unrecht angetan hat, hilft das Gänseblümchen.

Eine besondere Anwendung findet das Gänseblümchen in der Frauenheilkunde. Wenn eine Schwangerschaft durch Abbruch, Fehl- oder Totgeburt kein gutes Ende nimmt, wird dieses Erlebnis meist als sehr traumatisch erlebt. Die Frauen fühlen sich häufig wund an Körper und Seele und leiden darunter, kein Baby im Arm zu halten. Bellis perennis kann helfen, dieses Trauma zu verarbeiten und neue Hoffnung zu schöpfen.

Pflichthinweis nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG)
Aussagen zu Wirkungen und Indikationen der aufgeführten Heilmittel sind im streng wissenschaftlichen Sinne nicht bewiesen. Sie beruhen auf langjährigen Erkenntnissen und Erfahrungen von Therapeuten und Anwendern und stellen kein Heilversprechen dar. D.h., eine Heilung oder Linderung der Beschwerden kann nicht garantiert werden.

Fun Facts über das Gänseblümchen

  • Königsgräber in Ur aus dem dritten Jahrtausend v. Chr. enthielten einen mit Gänseblümchen verzierten goldenen Kopfschmuck.
  • Bei den Germanen waren die Gänseblümchen dem Lichtgott Balder geweiht und Ostara, der Götting der Auferstehung und des Frühlings.
  • Nach einer Legende soll Jesus als Kind gerne mit Gänseblümchen gespielt haben und einigen einen Kuss gegeben haben. Die geküssten Blüten seien errötet und das sei der Grund, warum manche Gänseblümchen einen rosafarbenen Hauch haben.
  • Im 13. Jhd. nahm der französische König Ludwig IX. das Gänseblümchen zusammen mit der Lilie in sein Wappen auf.
  • Nikolaus Frauenlob empfahl im 15. Jhd. ein Elixir aus „Allermonatsblüte“ u.a. gegen Sommersprossen, Geilheit, Verschwendungssucht und Trümmerbrüche.
  • 1793 wurden Gänseblümchen in Deutschland von den Behörden verboten und sollten ausgerottet werden, weil sie für Abtreibungen verwendet wurden.
  • Das Kinderlied „Heile, heile Gänschen, es ist bald wieder gut…“, das man Kindern vorsingt, die sich wehgetan haben, ist wahrscheinlich auf die wundheilenden Gänseblümchen zurückzuführen.
  • In der Blumensprache stehen Gänseblümchen für Reinheit und Unschuld.
  • Eine Volksweisheit sagt: „Wenn du mit einem Fuß auf 7 Gänseblümchen gleichzeitig treten kannst, dann ist Frühling.“
  • Ein Aberglaube besagt, dass wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr isst, das ganze Jahr von Fieber, Zahnschmerzen und Augenleiden verschont bleibt.

Quellen

DHU Homöopathisches Repetitorium 1985
Dirschka, Birgit, Fiebich, Astrid, Diez, Otmar: Kräuter im Ländle 2018
Fischer-Rizzi, Susanne: Das große Buch der Pflanzenwässer 2016
Kalbermatten, Roger + Hildegard: Pflanzliche Urtinkturen 2021
Ordinatio Antihomotoxica et Materia Medica 2004
Pawlow, Mannfried: Das große Buch der Heilpflanzen 1982
Spenglersan Kompendium für Fachkreise 2018/2019
Struck, Dr. med Dorothee: Privatpraxis für Frauengesundheit Kiel
Wikipedia: Gänseblümchen