Hilfe bei Geruchs- und Geschmacksverlust

Ein Geruchsverlust (Anosmie) oder eine veränderte Wahrnehmung von Gerüchen (Parosmie) kann verschiedene Ursachen haben. Viruserkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer und Parkinson, können die Riechnerven schädigen. Auch im Alter kann die Fähigkeit zur Geruchswahrnehmung abnehmen. Im Moment spielen Geruchsstörungen im Rahmen einer Corona-Infektion eine große Rolle. Plötzlich riecht man nichts mehr oder nimmt Gerüche anders wahr als normal. Da der Geruch einen entscheidenden Teil unseres Geschmacksempfindens ausmacht, schmecken wir nur noch süß, salzig, sauer, bitter oder fleischig oder alles hat einen ungewohnten, falschen Geschmack. Das Essen schmeckt seltsam und der Kaffee schmeckt wie Spülwasser.

Bei einer Geruchs- und Geschmacksstörung durch Corona (SARS-CoV-2) kann diese über lange Zeit andauern. Dies schränkt die Lebensqualität deutlich ein. Lang andauernde Geschmacksstörungen können sogar zu Depressionen führen.

Ein gezieltes Geruchstraining kann dabei helfen, den Geruchssinn schneller wieder herzustellen. Dabei werden die Riechzellen angeregt und die Erneuerung der Riechzellen beschleunigt. Außerdem fördert ein Riechtraining die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis, weshalb es auch bei Alzheimer und Parkinson therapeutisch eingesetzt wird. Das Riechen von altbekannten Düften, hilft gerade Alzheimer-Patienten, ihre Erinnerungen wachzuhalten. Man kann aber auch einfach ein Riechtraining mit verschieden Düften machen, um den eigenen Geruchssinn zu schulen und zu verbessern.

Wie führt man ein gezieltes Riechtraining durch?

1. Stufe: Intensiv duftende ätherische Öle

Man benötigt:    3-5 kleine Gläser oder Dosen mit Schraubdeckel

                          Salz (egal welche Sorte) oder 3-5 Wattebäusche

                          3-5 verschiedene stark duftende ätherische Öle

Füllen Sie das Salz etwa 1-2 cm hoch in die Behälter und tropfen Sie jeweils 4-5 Tropfen eines Öles auf das Salz. Alternativ kann man das Öl auch auf einen Wattebausch tropfen und diesen in den Behälter geben. Füllen Sie so die Behälter mit jeweils einem anderen Öl und beschriften Sie die Behälter.

Empfehlung von ätherischen Ölen für ein Riechtraining bei Geruchsstörungen:

– ein Öl, dass einen starken Reiz auslöst, z.B. Pfefferminze oder Eukalyptus

– ein Blütenöl, z.B. Rose 10%, Geranie oder Lavendel

– ein Zitrusöl, z.B. Zitrone oder Limette

– evtl. Basilikumöl (Basilikum fördert den Geruchssinn)

– evtl. Nelkenöl

Führen Sie das Riechtraining 2 x täglich durch. Dabei öffnen Sie einen Behälter und schnuppern Sie etwa 15-20 Sekunden lang daran. Bitte keine tiefen Atemzüge nehmen, also nicht Inhalieren! Einfach nur durch die Nase schnüffeln. Auch wenn Sie (noch) nichts riechen, stellen Sie sich bitte dabei den Duft vor. Stellen Sie sich die Pflanze vor und sagen sie laut den Namen, z.B. „Zitrone“. Die Verknüpfung aus Duft, Vorstellung und Name, beschleunigt das Wiederherstellen des Geruchssinns.

Man muss jedoch etwas Geduld haben. Bei manchen kehrt der Geruchssinn schon nach etwa 14 Tagen zurück, bei anderen dauert es 4-8 Monate, abhängig davon, wie stark der Geruchssinn geschädigt ist. Bei Jüngeren geht es schneller, als bei Älteren. Manchmal kehrt erst die Wahrnehmung eines Duftes zurück, andere riechen plötzlich wieder alles.

2. Stufe: Ausweitung des Duftrepertoires

Wenn Sie wieder besser riechen können, nehmen Sie weitere Düfte dazu. Benutzten Sie ruhig auch feinere, weniger stark duftende ätherische Öle wie zarte Blütendüfte oder Vanille oder verwenden Sie Hydrolate, wie Rosenwasser, Orangenblütenwasser oder Hamameliswasser. Sie können Ihren Geruchssinn auch schulen, in dem Sie ähnliche Düfte verwenden, z.B. Zitrusdüfte wie Zitrone, Limette, Orange, Mandarine und Grapefruit oder verschiedene Blumendüfte, wie Rose, Jasmin, Geranie, Lavendel und Orangenblüte.

3. Stufe: Blindtraining

Lassen Sie eine andere Person die Duftproben auswählen und stellen Sie sicher, dass Sie keine Beschriftung sehen. Nun sollen Sie die Düfte richtig zuordnen.

Wer sich dafür interessiert, wie jemand ein Leben ohne Geruchssinn meistert, dem empfehle ich das Buch „Wie riecht Leben?“ von Walter Kohl.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und vor allem Erfolg bei Ihrem Riechtraining!